Christa Kaddar - Freie Journalistin

31.1.09


Immer in Sachen Kultur unterwegs


„Der Gang in ein Museum kann ein kolossaler Spaß sein“, sagt Dr. Winfried Rathke, der in seinen Vorträgen Wissen und Satire gleichermaßen rüberbringt. Anhand von zwei Schauplätzen, dem Louvre in Paris und den Uffizien in Florenz, führte er dies mit Diapositiven auch den Gästen in Eltville-Rauenthal anschaulich vor. Dort unterstützte er mit seinem Benefiz-Vortrag im vergangenen Herbst den Erhalt des Kultur- und Tagungshauses. „Die Mona Lisa des Leonardo da Vinci ist nicht nur Mittelpunkt einer großartigen Kunstsammlung, sondern mit ihrem unergründlichen Lächeln auch Gegenstand vieler Satiren in Wort und Bild“, erklärte Rathke, der aus seinem eigenen Gedicht über die „Gioconda“ zitierte: „Ist das Lächeln, wenn wir hinsehn, nur ein Lächeln – oder Grinsen? Vorher lächelte man nie so. Warum tut das Mona, wieso?“ Zu den vielen Exponaten, die Rathke vorstellte, zählte auch das Tizian-Gemälde „Diana und Actaeon“, das zu dem Zeitpunkt auch im Mittelpunkt der Düsseldorfer Ausstellung „Verbotene Blicke auf die Nacktheit“ stand. Es zeigt einen Jäger, der unversehens in eine Gesellschaft von badenden weiblichen Schönheiten gerät. Daraufhin verwandelt ihn die erzürnte Jagdgöttin Diana zur Strafe in einen Hirsch, der von seinen eigenen Jagdhunden zerfleischt wird. „So entstand das Jägerschnitzel“, ulkte Rathke und gestand, dass ihn dieses Bild vor 15 Jahren zum Schreiben seines ersten Buches „Sex and Crime bei den alten Griechen“ angeregt habe. Nach Rathkes Beobachtungen werden mythologische Geschichten heute kaum noch verstanden. „Der antike Wissensstoff ist fast verloren gegangen. Viele Kunstwerke in den Museen erschließen sich daher dem Betrachter nicht mehr“, stellte Rathke fest.


Unterhaltsam präsentierte er auch die Geschichte eines Gemäldes von Dominique Ingres, das „Türkische Bad“. „Diese Ansammlung von Nackedeis, die der Maler aufgrund von Erzählungen über orientalische Haremsszenen schuf, landete im Boudoir eines türkischen Diplomaten, später über dem Bett des französischen Psychoanalytikers Lacan.“ Diese „Badeszene“ und viele andere berühmte Kunstwerke hat der Satiriker Volker Brummig, in seinem Buch „Die TED-Galerie“ mit Teddy-Bären nachgestellt. Die Teddybär-Satiren sorgten an jenem Abend für große Heiterkeit beim Publikum. Auch Rembrandts „Anatomie von Dr. Tulp“ zeigt eine Gruppe sezierender Professoren, vor einer Männer-Leiche. Dieses Horrorbild wirkte wiederum aberwitzig komisch, sobald die Wissenschaftler – in Brummigs Version – durch Teddybären ersetzt waren.


Wie immer bei Winfried Rathkes Diavorträgen war seine Frau Karin im Hintergrund am Dia-Projektor in Aktion. „Meine Frau ist zuständig für die Technik, sie ist meine ‚Notbremse’, meine Zeitverwalterin – sie ist mein Ein und Alles“, gesteht er. Das genau braucht auch der Augenarzt im Ruhestand, wenn er mit schwindelerregendem Tempo und vollem Terminkalender durchs Leben rast: Als Kulturhistoriker, Reiseleiter, Referent, Buchautor, Humorist, Satiriker, Liedermacher, Kunstkenner und Maler. Jetzt hat er auch seine eigene Homepage: http://www.winfried-rathke.de/


Mein Beitrag über diesen Vortrag ist am 6. November 2008 im Rheingau Echo erschienen