Christa Kaddar - Freie Journalistin

30.11.05

Hochbegabte auf die Sonderschule?

... war der Titel eines Beitrags, den ich für das Rheingau Echo vom 13. Oktober 2005 geschrieben habe. In einer Diskussionsrunde mit Joachim Jacobi, Staatssekretär im Hessischen Kultusministerium, schilderten Eltern und Lehrer ihre Erfahrungen und Probleme mit hochbegabten Kindern. Eine Elternvertreterin berichtete über Hochbegabte, die von Lehrern – manchmal auch von den eigenen Eltern – unerkannt und völlig unterfordert auf der Strecke bleiben. „Es darf nicht sein, daß hochbegabte Schüler in Sonderschulen oder in der Psychiatrie landen, weil die Schule mit ihrer Hochbegabung nicht umgehen kann“, sagte die Elternvertreterin, die auch das Problem der „Underachiever“ zum Thema machte.

Als „Underachiever“ oder „Minderleistende“ bezeichnet man Hochbegabte, die einen Intelligenzquotienten von 130 oder mehr aufzuweisen haben, aber – bewußt oder unbewußt – nicht durch ihre Hochbegabung im Klassenverband auffallen wollen. Sie bleiben weit hinter ihren intellektuellen Möglichkeiten zurück, verhalten sich überängstlich, werden zum „Clown“ oder fallen durch aggressive Verhaltensweisen auf. Ausgeprägte Demotivation und Schulunlust aufgrund permanenter Unterforderung kann bei Underachievern zu psychischen und körperlichen Erkrankungen führen.

Hochbegabte in allen Schulen und Schulformen zu erkennen und im „normalen“ Klassenverband zu fördern, sei das Ziel, hieß es in der Runde. Darauf solle die Fortbildung der Lehrer abgestimmt werden.

5.11.05

Gegen Kindersklaverei

„Wir waren sehr erstaunt, dass schon so kleine Kinder in Steinbrüchen oder in Teppichknüpfereien arbeiten“, bemerkt Isabell. Und Lisa fügt hinzu: „Kinder werden wie Dreck behandelt, wie Maschinen benutzt und weggeworfen, nur damit in Deutsch-land Grabsteine billiger zu haben sind.“ Johanna zeigt sich betroffen, dass bereits sechs- oder siebenjährige Kinder, die in der Zigarettenproduktion arbeiten, eine Nikotinvergiftung haben. Einige der Schüler sprechen das Problem der in Indien noch praktizierten Schuldknechtschaft an: Eltern verkaufen ihre Kinder, um unbezahlbare Wucherzinsen zu begleichen. Patrick befürchtet, dass Kindersklaven ohne Schulbildung und ohne Geld nie aus dieser Situation herauskommen
Die Siebtklässler verharren nicht in Betroffenheit, sondern planen eigene Hilfsaktionen.
(…)
Die Klasse beabsichtigt, eine Partnerschule in Indien zu finanzieren, vielleicht sogar einem ganzen Dorf mit befreiten Kindersklaven und ihren Familien finanzielle Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Das Geld wollen die Schüler voraussichtlich drei Jahre lang durch Soli-daritätsaktionen aufbringen, in die möglichst alle Klassen der Gutenberg-Realschule einbezogen werden sollen.
„Wir möchten klein anfangen, und immer mehr Menschen ansprechen“, sagt Samira. Celine ergänzt: „Wir hoffen, dass sich viele Leute uns anschließen und etwas Großes dabei rauskommt.“

(Zwei Ausschnitte aus meinem Beitrag über eine siebte Klasse einer Eltviller Realschule, die ein Misereorprojekt in Indien unterstützen will. Die Aufzeichnung meines Gesprächs mit den zwölf- und 13-jährigen Schülern und Schülerinnen ist am 31. Juli 2005 in der kirchlichen Wochenzeitung „Der Sonntag“, Ausgabe für das Bistum Limburg, erschienen.)