Christa Kaddar - Freie Journalistin

18.4.09


Erinnerung an Willy Beppler

Als Journalistin begegne ich vielen Menschen, denen ich sonst nicht oder nicht in dieser Intensität begegnen würde. Ich erlebe sie bei Ausstellungen, Lesungen oder bei anderen kulturellen, beruflichen oder politischen Aktivitäten. Sie gewähren mir einen Einblick in ihr Schaffen und Denken und ich versuche, das Besondere an ihnen für die Leser informativ rüberzubringen. Mal sind es einmalige Begegnungen, manchmal auch wiederkehrende, und es entwickeln sich gelegentlich Beziehungen, die über das rein Journalistische hinausgehen. Eine solche Beziehung habe ich auch zu dem Eltviller Künstler Willy Beppler entwickelt. Das habe ich schmerzhaft gespürt, als seine Lebensgefährtin mich im März über seinen Tod informierte.

Nur einmal habe ich ihn bei einer öffentlichen Ausstellung seiner Weinbilder erlebt. Danach gab es keine Ausstellungen mehr im Rheingau, doch ich war fast jedes Jahr bei seinem Tag des offenen Ateliers und habe jedes Mal über seine neuen Werke für das Rheingau Echo berichtet. Und einmal habe ich auch über den evangelischen Theologen und Künstler Willy Beppler in der katholischen Sonntagszeitung "Der Sonntag" geschrieben, nachdem er sein Werk "Der Heilige Rock zu Trier" vorgestellt hatte. Als Theologe hatte er sich immer für die Ökumene eingesetzt, als Künstler hatte er dazu immer noch einiges beizutragen. Gern hat er in kirchlichen Räumen ausgestellt, doch die Kirchen im Rheingau haben seine Kunst nie gezeigt.

Der Heilige Rock war eine Hommage an die Stadt Trier, wo er fast zwei Jahrzehnte regelmäßig an der Europäischen Kunstakademie Seminare belegte. Als ich ein einziges Mal mit meinem Sohn in Trier war - wir waren auf der Rückreise von Luxemburg - sind wir zufällig Willy Beppler begegnet. Diese Erinnerung bleibt genauso wie die Erinnerung an einzelne zufällige Begegnungen in Eltville und an die regelmäßigen Termine in seiner Hausgalerie, die meist mit intensiven Gesprächen verbunden waren. Beim letzten offenen Atelier stellte er sein Werk "à travers la voile" vor. Er hatte sich selbst in einem Spiel mit dem Licht beobachtet und diesen Augenblick künstlerisch umgesetzt. "Der Körper, der sich hinter dem Vorhang in einer anderen Form zeigt, hat auch etwas mit Transzendenz zu tun", hatte er dazu gesagt und ich erinnere mich, dass mich die Worte so seltsam berührten, dass ich sie in meinem ursprünglichen Text nicht verwendete.

Ein Jahr geht schnell vorbei und mir war, als würde es immer so weiter gehen mit dem offenen Atelier bei Willy Beppler, mit neuen Werken und neuen Gesprächen. Diese Woche habe ich den letzten Beitrag über ihn im Rheingau Echo veröffentlicht - eine Hommage an einen großen Künstler und tiefgründigen Denker.