Christa Kaddar - Freie Journalistin

4.5.18

Die Verteilungskämpfe sind weit weg


Eltville. (chk) – „Fluchtursachen in Afrika“ lautete das Thema der 19. Veranstaltung in der Reihe „Völkermühle am Rhein“, zu der die Philipp Kraft Stiftung in Kooperation mit der Mediathek Eltville eingeladen hatte. Als Referent hatten Rolf Lang und Ulrich Bachmann den früheren ZDF-Redakteur und Afrika-Experten Dr. Wilfried Hoffer eingeladen. Ein großes Publikum bekundete Interesse an dem Thema.

„Was kann die deutsche Regierung tun, um Fluchtursachen in Afrika zu bekämpfen? Was kann sie gegen Bürgerkriege, Umweltkatastrophen, Armut und Arbeitslosigkeit tun?“, waren Fragen zu denen Hoffer eine Antwort geben sollte. Er war Umwelt- und Regierungsberater und leitete das Büro der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Mali, wo er mit seiner Frau viele Jahre gelebt hat. Er ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Vereins „Häuser der Hoffnung“, der sich für Schulbildung in Afrika einsetzt. „Früher war Entwicklungshilfe Hilfe zur Selbsthilfe“, sagte Hoffer, „heute wird sie vor allem zur Flüchtlingsabwehr eingesetzt.“ Die EU gebe Milliarden an Länder, in denen gefoltert und misshandelt werde, beispielsweise an Eritrea, eine der schlimmsten Diktaturen Afrikas. Ausländische Staaten kooperierten mit korrupten Regierungen in Afrika. „Afrikanische Staaten verpachten große Flächen an fremde Staaten, die für ihre eigenen Länder Lebensmittel oder Biosprit anbauen.“ Als Beispiel nannte er Sierra Leone, wo dafür Bauern von ihrem Land vertrieben worden seien.
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Statt ein Stück Verantwortung für die Welt zu übernehmen, würden Eliten ausgespielt, um an Ressourcen zu kommen, wie beispielsweise an seltene Erden, die für Smartphones und Festplatten gebraucht werden. „Die Zusammenhänge sind nicht so deutlich, weil die Verteilungskämpfe weit weg sind“, erläuterte Hoffer. „Die Menschen in diesen Ländern erhalten keinen Anteil aus dem Reichtum der Ressourcen. Wenn wir Flüchtlinge aufnehmen, reparieren wir etwas, was wir mit zu verantworten haben.“ Sein Appell lautete: „Keine Entwicklungshilfe mehr an Regierungen, die nicht die Minimalbedingungen zur Einhaltung der Menschenrechte erfüllen.“ Für besser halte er es, private Initiativen zu stärken.

Mehr dazu in meinem Artikel im Rheingau Echo. http://www.rheingau-echo.de/nachrichten/region/eltville/verteilungskaempfe-weit-weg-id35397.html