Christa Kaddar - Freie Journalistin

24.10.05

Dendrochronologie

Im Juni ist im Rheingau Echo mein zweiseitiger Bericht über eine Forschungsreihe an alten Häusern im Rheingau mit sieben Fotos erschienen. Ich hatte ein Forscherteam begleitet, das bei der Untersuchung alter Häuser unterschiedliche Ziele verfolgt und die Ergebnisse in der Denkmaltopographie des Rheingaus, für die Hausforschung im regionalen Vergleich und in einem europaweiten Projekt zur Klimaforschung verwenden will.
Dabei konnte ich zusehen, wie Dr. Burghart Schmidt mit einem Hohlbohrer einen Bohrkern aus einem Dachbalken nahm. Der etwa zigarillo-starke Bohrkern wies die Wachstumsringe des Baumes auf, der vor etwa 500 Jahren in einem Wald im Rheingau gefällt wurde. Die Ringe werden in der dendrochonologischen Untersuchung Aufschluss darüber geben, wie alt das Holz genau ist. Dazu werden die Wachstumsringe im Dendro-Labor der Universität Köln auf ein Diagramm übertragen und mit modernen Verfahren der Informationstechnologie ausgewertet.
Dendrochronologie leitet sich vom griechischen Wortstamm "dendro" ab, was Baum bedeutet, und von "Chronologie", die Lehre von der Zeit. In den Jahren mit guten Wachstumsbedingungen sind die Jahresringe breiter als in Jahren mit schlechten Lebensbedingungen, so dass Bäume einer Art in einer Region das gleiche charakteristische Muster von schmalen und breiten Jahresringen aufweisen. Durch das überlappende Lebensalter von Bäumen sind für manche Regionen schon lückenlose Jahrringchronologien entstanden, die viele Jahrtausende abdecken.
Die Hauseigentümer werden nach Abschluss der Untersuchung erfahren, ob die überlieferten oder geschätzten Daten für ihre Häuser durch die Untersuchung bestätigt oder gänzlich widerlegt werden.